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Exkursion nach Ungarn

Datum: 25.04.2006 - 26.04.2006

Die diesjährige Studienreise, die wieder gemeinsam mit dem "Dokumentationszentrum für altösterreichische Pferderassen" veranstaltet wurde, führte diesmal zu ungarischen Pferdezentren. Wie im Vorjahr gab es viele interessierte Teilnehmer und unser Autobus war voll besetzt. Während der Fahrt über Nickelsdorf nach Babolna hielt HR Dr. Georg Kugler einen Einführungsvortrag in die ungarische Geschichte und erläuterte das nicht immer spannungsfreie Verhältnis Ungarns zu Österreich bzw. zur Habsburger Monarchie.
Hans Brabenetz machte uns mit den Hengstfamilien vertraut, die wir in Babolna kennen lernen sollte. Beiden Herren sei auch an dieser Stelle herzlich für ihre lichtvollen Ausführungen gedankt.

Babolna liegt ca. 25 Kilometer östlich von Raab (Györ) und wurde 1789 als Mustergestüt gegründet. Der Gestütsleiter, DI Tamas Rombauer, begrüßte uns herzlich mit einem Klaren und führte uns zunächst in das kleine Gestütsmuseum.
Berührend und fast märchenhaft ist die Geschichte des 14-jährigen Beduinenjungen Nagle, der sich von den Pferden, die sein Vater der 1856/57 durchgeführten k.u.k. Expedition unter Oberst von Brudermann verkauft hatte, nicht trennen wollte und nach Österreich-Ungarn mitreiste. Hier verfügte Kaiser Franz Josef eine ordentliche Ausbildung in der Kadettenschule. Er nannte sich fortan Mihaly Fadlallhah el Hedad, wurde später als Offizier dem Gestüt zugeteilt und war schließlich von 1899 bis 1913 dessen Leiter. In dieser Eigenschaft unternahm er selbst Einkaufsexpeditionen in den Vorderen Orient, wobei ihm seine Fach- und Ortskenntnisse äußerst zugute kamen. Nach seiner Pensionierung im Range eines Feldmarschall-Leutnants bezog er zwei Zimmer im Schloss des Gestütes, bis er 1924 verstarb und am Friedhof zu Babolna beigesetzt wurde.
Nach dem Besuch des Museums wurden uns die Vollbluthengste Malik B-1996, Teyszir B-1992 und Ali-Baba-2001 sowie die Shagya-Araber NCS Shagya V-1995, O`Bajan XX-6-1997 und O`Bajan XVIII-7 an der Hand vorgeführt.

Mehrere Kutschen, 5-spännig, 4-spännig und 2-spännig, die Kutscher in der hübschen ungarischen Tracht, zogen im Gestütshof ihre Runden. Schließlich zeigte man uns in der Reithalle ein Karussell mit 6 Pferden, das Reiter in schmucken Husarenuniformen vorführten. Danach besichtigten wir in der Remise die Kutschen, die nicht nur gut erhalten sind sondern auch regelmäßig gefahren werden.

Die Gestütsbauten befinden sich in auffallend gutem und gepflegtem Zustand. Grünanlagen und Blumenbankette sowie bekieste Wege ergänzten den erfreulichen Gesamteindruck. Beeindruckend auch eine 300-jährige Akazie, die zwar schon einiger stützender Maßnahmen bedarf, aber dennoch im jungen Grün prangte.
Im gestütseigenen Restaurant erwartete uns eine hervorragende Mahlzeit, die mit Tokayer eingeleitet und mit Kaffee und Metaxa abgeschlossen wurde.
Ein Besuch im Fohlenstall und die Besichtigung der an einem idyllischen Teich gelegenen Junghengsten-Weide vervollständigte die ausgiebige Inspektion.

Der Autobus brachte uns dann nach Überwindung der Bakonyer Berge nach Balatonfüred am östlichen Nordufer des Balaton in das Hotel Annabell. Unsere Reisenden suchten nun Erholung, die einen mit einem Spaziergang am Seeufer, die anderen an der Hotelbar. Ein reichhaltiges Buffet mit kalten und warmen Speisen bildete den Abschluss des ersten Reisetages, wobei erzählt wird, dass die Letzten die Bar um 2.00 Uhr früh verlassen hätten.

Der nächste Tag begann mit einem üppigen Frühstücksbuffet, um dann mit der Autofähre das Südufer des Balaton zu erreichen. Wir fuhren nach Marocpuszta, wo in einem in schlichteren Baulichkeiten untergebrachten, aber von DI Alex Jonas hippologisch einwandfrei geführten Gestüt die berühmten Gidrans gezogen werden. Als Rassengrundlage dienten arabische Vollblutstuten, die mit englischem Vollblut veredelt und so zur ersten anglo-arabischen Rasse am europäischen Kontinent wurden, die ausschließlich als Füchse in Erscheinung treten.
Dieses früher von ungarischen Offizieren bevorzugte und deshalb während der kommunistischen Ära vernachlässigte, äußerst leistungsfähige Pferd wird nun für den großen, internationalen Sport gezüchtet, um vorwiegend in der Vielseitigkeit eingesetzt zu werden. Gidrans zählen zu den Lieblingen unseres Mentors Hans Brabenetz, weshalb er uns viel über diese Hengste und Stuten zu erzählen wusste.

Zur Mittagszeit hielten wir in Radpuszta. Hier steht eine unter Beachtung der bodenständigen Bauweise völlig neu erbaute Czarda, die sich "Pferdezentrum Radpuszta" nennt. Dort werden Erholung mit Essen, Reiten, Kutschenfahren etc. geboten. Wir wurden mit gebratener Ente verwöhnt, die zu Zigeunermusik besonders gut schmeckte.

Schließlich fuhren wir nach Kesthely und besuchten das im Marstall des Festetics-Schlosses untergebrachte Kutschenmusem. Es wurde von unserem Mitglied Werner Guster gesammelt und zusammengestellt und war ursprünglich in Hof am Leithagebirge beheimatet. Vor wenigen Jahren wurde die Sammlung dem Museum im Schloss Festetics übergeben und wird weiter von Werner Guster als Kustos betreut.

Zum Abschluss unserer Exkursion besuchten wir das Weingut Hans und Ulrike Preschitz in Neusiedl am See, um uns nach den beiden anstrengenden Tagen bei Wein und Speisen zu erholen.
Um 23.00 Uhr erreichte unser Autobus wieder den Busbahnhof Wien-Mitte, womit eine interessante Reise bei Kaiserwetter, guter Organisation und in bester Stimmung ihr Ende fand.

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